Dienstag, 19. Juni 2012

Väter und Mütter als Mentoren

Zitat aus "Authentisches Geistliches Mentoring":
"Statt auf tiefe, konstruktive Beziehungen Wert zu legen, halten wir in der Kirche von heute gläubige Menschen allzu oft dazu an, ja keinen Gottesdienst und kein Bibelgespräch zu versäumen und sich an übergemeindlichen Aktivitäten oder evangelistischen Einsätzen zu beteiligen, damit sie ihren eigenen Glauben aufpeppen und "stark werden im Herrn. Die Theorie ist: Möglichst viel Unterweisung aus Gottes Wort plus möglichst viel aktive Beteiligung an geistlichen Diensten = mehr geistliche Reife. So wichtig diese Dinge auch sein mögen - solch eine falsche Grundannahme bringt Gläubige hervor, die Predigt auf Predigt, Buch auf Buch, CD auf CD, Seminar auf Seminar konsumieren, und das alles in dem unbewussten Bestreben, den Mangel an echten Beziehungen auszugleichen."

Viele Jahre habe ich "Buch auf Buch..." konsumiert und zwar genau aus einem Mangel an geistlichem Mentoring. Ich wollte wachsen, meine Defizite hinter mich lassen und JESUS ähnlicher werden, aber niemand zeigte mir praktisch, wie das geht. Übrigens habe ich das auch nicht auf der Bibelschule gelernt. Das Mentoring das ich durch einen Pastor erlebte, war schon teilweise auf einer freundschaftlichen Ebene, dennoch war es eher eine Vermischung von weltlich/psychologischen Managementprinzipien und geistlichen Prinzipien als vorgelebte Vaterschaft. Sicherlich bin ich damit nicht die Ausnahme, sondern die Regel. 
Heute verlassen so manche Christen ihre Gemeinden, oft aus Enttäuschung, wegen geistlichem Missbrauch oder Ernüchterung oder anderem. Manche gehen aber auch, weil sie eine tiefe Sehnsucht nach mehr vorantreibt. Sie können es nicht definieren, was sie eigentlich dazu veranlasst, sie wissen nur, so lange sie in diesem Gemeindesystem bleiben, wird sich nicht in ihrem Leben ändern.

Im Nachhinein ging es immer um das richtige Funktionieren in meinem christlichen Umfeld und kaum um Jüngerschaft.  Ich kann mich noch genau erinnern, wie oft ich von Konferenzen und Seminaren zurückkam, angesprochen durch neue Ideen und voller Pläne, aber nichts konnte ich umsetzen, weil es keine geistliche Begleitung gab, die mir den Weg zeigte. Mein Ansatz war falsch, ich füllte meinen Kopf mit Wissen, anstatt mein Herz mit Beziehungen.
Ich schreibe das nicht, um mit meiner christlichen freikirchlichen Vergangenheit abzurechnen und anzuklagen, sondern um mir und anderen klar zu machen, das all dies christliche Entertainment keine Reife hervorbringt.
Heute lese ich bestimmte, ausgewählte Bücher immer noch aus dem selben Mangel erleben. Sie treten an die Stelle von fehlenden Vätern und Müttern. Allerdings hat meine Beziehungsfähigkeit zugenommen und ich trachte danach mit Gott und Menschen innige Gemeinschaft zu haben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

genau so ist es. Jesus sagte einmal, dass wer nur Hörer des Wortes aber nicht Täter ist, ... Aber in den meinsten Gemeinden, die ich kennen gelernt habe wird man zum Hörer erzogen, und das wars dann. Jeden Sonntag ´ne echt gute Predigt, und keine Zeit und keine Anleitung und Begleitung zum Umsetzen: Erziehung zum Nichttun! Das finde ich nicht nur schade ...