Mittwoch, 13. April 2011

UR-Gemeinde Fortsetzung

Lasst mich euch hier ein paar Gedanken zu unseren Gottesdiensten in Freikirchen mitteilen.
In vielen Bereichen sind sie unpersönlich und haben kaum etwas mit Beziehungsaufbau zu tun. In Reihen zu sitzen, ausgerichtet auf eine Kanzel und den Hinterkopf des Vordermanns anzusehen fördert nicht das Miteinander. Dann läuft ein Programm ab, an dem nur manche und nicht alle beteiligt sind. Die Leitung, das Lobpreisteam und der Prediger geben ihr Bestes, aber ist das 1. Korinther 14, 26  Was ist nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprachenrede, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung. Erbauung findet durch die versammelte Gemeinde statt, durch jeden Einzelnen und nicht durch ein paar Profis. Wo kommt es in unseren Versammlungen zu tiefer Nähe, Transparents und Liebesbezeugung gegenüber Gott, unserem Vater und den Geschwistern? Eine ähnliche Liturgie wie in den Gottesdiensten wird oftmals in die Hauskreis hinein getragen. Warum können wir nicht den Heiligen Geist tatsächlich die Leitung überlassen und brauchen Menschen dazu?

Gott hat sich laut 1. Petrusbrief 2,9 ein eigenes, vom Geist geleitetes, mündiges Volk geschaffen:
Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat; Wenn wir zusammen kommen, dann ist JESUS in unserer Mitte und will uns durch den Heiligen Geist leiten. Jeder kann es lernen dazu, dass der HERR groß gemacht wird in unserer Mitte, etwas beizutragen. Das führt zu Reife und macht mündige Christen aus. Das sonntägliche Gottesdienstprogramm, wie ich es oft erlebte, hatte kaum etwas davon und lies mich hungrig und enttäuscht zurück. Suchte ich hinterher den Austausch über geistliches Leben und die Sättigung meiner Seele, waren nur wenige dazu bereit.

Das alles und noch viel mehr, haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass Hausgemeinden die richtige Antwort auf unsere Nöte und die Nöte unserer Umwelt sind.


UR-Gemeinde - Wie Jesus sich seine Gemeinde eigentlich vorgestellt hatte

Ein neues Buch von Frank Viola, erhältlich im Verlag Gloryworld. Den Verlag und den Autor kann ich sehr empfehlen, allerdings ist der Stoff nichts für traditionelle, religiöse Christen, die alles in den deutschen Gemeinden so lassen wollen, wie es ist. Wen jedoch beunruhigt, wie wenig reife Jüngerschaft bei uns gelebt wird, der sollte die Bücher von Frank Viola und Frank Krause unbedingt lesen.
Hier eine Metapher zur institutionellen Kirche im Vergleich zur organischen Gemeinde (Zitat von Hal Miller Seite 19).
Institutionelle Kirchen sind Eisenbahnen vergleichbar: Sie fahren in eine bestimmte Richtung und behalten die Richtung auch dann bei, wenn viele Hände sie anzuhalten versuchen. Wie bei Zügen ist in institutionellen Kirchen eine Richtungsänderung kaum möglich. Nur mithilfe einer Weiche wäre ein Wechsel auf ein anderes Gleis möglich. Andernfalls ist der Zug gezwungen, dem Gleis, auf dem er sich befindet, zu folgen. Die Passagiere können nur hoffen, in den richtigen Zug gestiegen und die gewünschte Richtung eingeschlagen zu haben. Organische Gemeinden wie die im Neuen Testament sind anders. Sie gleichen nicht einem Zug, sondern einer Wandergruppe. Reisegruppen zu Fuß sind wesentlich langsamer als Züge unterwegs; sie legen nur wenige Kilometer in der Stunde zurück. Allerdings können sie ihre Richtung jederzeit ändern. Wichtiger noch: Sie nehmen ihre Umwelt wahr, können auf ihren Herrn hören und jederzeit aufeinander achten. Wie alte Eisenbahnen sind institutionelle Kirchen leicht bemerkbar. Ihr Rauch und Lärm sind unverkennbar. Organische Gemeinden sind etwas subtiler. Weder kündigen sie durch Blinklichter ihr Kommen schon von Ferne an, noch pfeifen sie an jedem Bahnübergang. Daher glauben viele Menschen, diese neutestamentliche Art von Gemeinde sei längst ausgestorben. Weit gefehlt! Organische Gemeinden finden sich überall. Ich selbst bin schon seit nunmehr zwanzig Jahren Teil einer solchen Gemeinde. Immer noch gibt es Gemeinschaften wie unsere, die still ihres Weges gehen und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wir sind einfach Pilger auf einem gemeinsamen Weg. Haben sie erst einmal gelernt, organische Gemeinden zu erkennen, werden sie sofort merken: Da versammeln sich Menschen wie im Neuen Testament - als Leib Christi, als Familie und als Braut, aber nicht als Institution. Organische Gemeinden sind Gruppen von Menschen, die ihren Weg mit Gott gehen.
Ein gut zu lesendes, ein spannendes und Augen öffnendes Buch. Ich bin erst am Anfang, aber spüre jetzt schon das Abentheuer Gemeinde Jesu mit neuen Augen zu sehen.
 

Das Alte verlassen um Neues zu wagen.

Seit Monaten gehe ich nicht mehr in den Sonntag Morgen Gottesdienst meiner Freikirche. Warum? Falle ich vom Glauben ab?
Nein, aber ich will Gemeinde im Alltag leben und habe trotz langer Zugehörigkeit kaum Alltagskontakte.
Das liegt sicher in einem großen Maße auch an mir, aber auch an den eingefahrenen Gemeindestrukturen.

Wir gehören einem Dachverband an, der die vollzeitlichen Leiter ausbildet und ordiniert.
Auch wenn wir als Leiterkreis meiner Gemeinde, die alleinige Pastorenleitung in den letzten Jahren immer mehr in einen gleichberechtigten Kreis von Leitern umgewandelt haben, haben wir doch noch viele alte Merkmale eines unpersönlichen Gottesdienstes beibehalten. Wir wissen es nicht besser. Wir leben in frommen, traditionellen Formen.

Schon vor Jahren wurde mir deutlich, dass ich in meinen inneren Vorstellungen, anders dachte als meine Freunde im Leitungskreis. Unser damaliger Pastor wollte, das der Leitungskreis ein Arbeitskreis ist und kein Freundeskreis mit Hauskreischarakter. Er änderte zwar seine Haltung, Stück für Stück, aber die viele Arbeit verhinderte es immer wieder, dass wir viel Zeit vor Gott im Gebet und gemeinsamen Bibelstudium verbrachten. Wir hatten dann tiefe Zeiten mit Gott und miteinander, wo wir aus unseren eingefahrenen Wegen ausbrachen und Gott dringlich suchten. Für diese punktuellen Durchbrüche bin ich immer noch sehr dankbar.

Nun habe ich erkannt, so lange ich das alte System, dass den Schwerpunkt auf den Sonntag Gottesdienst legt, besuche, aus welchen Gründen auch immer, werde ich mich nicht aktiv um eine Hausgemeinde bemühen. Ich bin da bequem und etwas müde geworden.

Der Männerkreis, von dem ich geschrieben habe, zeigt mir ja, wie wichtig die ehrliche, aufrichtige Beziehung zueinander ist und Gemeinde möchte ich die ganze Woche leben. Um auszubrechen und Neues zu wagen brauche ich Freunde.