Es ist schon eine ganze Weile da – das Empfinden, dass Jesus dich zu etwas Bestimmten auffordert. Es bohrt nicht ständig in dir, doch oft geschieht etwas, oder jemand sagt einen Satz, der deine Erinnerung wachruft und so deine Aufmerksamkeit erneut auf diese Empfindung lenkt. Plötzlich wirst du dir einer tieferen Regung in deinem Herzen bewusst und spürst vielleicht sogar eine gewisse Spannung in Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. Möglicherweise wirst du vielleicht gerade jetzt, während du dies liest, an etwas erinnert.
Doch genauso schnell verblassen diese Empfindungen auch wieder,
während die täglichen Anforderungen des Lebens im 21. Jahrhundert uns
vollständig gefangen nehmen. Verantwortungen im Beruf, Aufgaben des
häuslichen Bereichs, Bedürfnisse der Familie und die Geschäftigkeit des
Lebens beanspruchen unseren Alltag und lassen uns von Ereignis zu
Ereignis torkeln, bis die Erfüllung unserer Pflichten unsere Zeit nahezu
vollständig auffrisst. In den wenigen Momenten, die uns noch bleiben,
fühlen wir uns so erschöpft, dass wir lediglich noch genug Energie für
einige kurze Augenblicke der Zerstreuung finden, bevor wir ins Bett
fallen und der Wettlauf am nächsten Tag von Neuem beginnt.
Dies ist der Kreislauf geistlicher Stagnation, dem ein jeder von uns
leicht in die Falle gehen kann. Anstatt täglich im Abenteuer des Wirkens
Jesus und seiner Bestimmung für uns zu leben, werden wir in die
Denkweise der Welt hineingesaugt und sind nur noch auf unseren täglichen
Überlebenskampf fokussiert. Wenn dies geschieht, werden wir wieder Teil
dieses Systems, so vertieft in Arbeit, Heim und Aktivitäten, dass wir
unser Wissen, Teil eines größeren Königreichs zu sein, verlieren. Selbst
unsere geistliches Feuer wird uns geraubt, indem wir Jesus’
allgegenwärtige Stimme gegen unsere Verpflichtungen, Traditionen und
Schemata, von denen andere sagen, dass wir sie anwenden müssen,
eintauschen.
Wir denken, wir stecken in einer geistlichen Trockenperiode und dass
Gottes Gegenwart an uns vorübergegangen ist, wenn doch tatsächlich
nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte.
Fokussiere!
Er ist genau dort, wo Er immer war, tief in deinem Herzen, in dem
Bestreben, alles zu tun, um dich einzuladen, Seite an Seite mit Ihm zu
gehen, sodass du an Seiner Herrlichkeit teilhaben kannst. Er wird
fortfahren, dir den nächsten Schritt der Reise anzubieten und darauf zu
warten, dass du folgst. Deshalb ist es so wichtig für uns, ein Herz zu
kultivieren, das erkennt, wenn Er spricht und das den Vorsatz hat, in
die von Ihm aufgezeigte Richtung zu gehen. Auf diese Weise beginnen wir
das Abenteuer, in Ihm zu leben und entkommen dem Versuch der Welt, uns
in ihre Form zu pressen.
Jesus lehrte die, die Ihm nachfolgten, dass ihr beständiges Wachstum
in Seiner Liebe mit dem Wandeln und Verbleiben in Seinen Wegen kommen
würde. „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie
ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“ (Johannes
15:10) Hier sprach er nicht über das Befolgen des Gesetzes, sondern über
Sein Ausführen dessen, was Er den Vater jeden Tag tun sah. Es gibt kein
Leben, keine Leidenschaft und Freude in Gottes Reich, ohne dass Jesus
uns leitet und unsere Entscheidungen bestimmt, sodass wir auf beste
Weise Ihm folgen können. Er möchte die Stimme sein, die dich durch jede
Situation hindurchsteuert, der Friede, der deinem Herzen Ruhe gibt in
Schwierigkeiten und die Kraft, die dich aufrecht erhält im Sturm.
Zu was fordert Er dich gerade jetzt auf? Es könnte so etwas Einfaches
sein, wie deinen Nachbarn einen Besuch abstatten, um sich miteinander
bekannt zu machen, oder möglicherweise ist es auch etwas so
Lebenveränderndes wie eine gottgegebene Gabe zu nutzen als helfende Hand
in der Förderung Seines Himmelsreichs in dieser Welt. Vielleicht
ermutigt Er dich dazu, in den Mittagspausen einen Bibelkreis in deiner
Firma zu beginnen, oder Brüdern und Schwestern in deiner Umgebung zu
helfen, Gemeinschaft auf bewusstere Weise zu erleben. Vielleicht legt Er
dir aufs Herz, jemandem in Not Geld, Nahrung oder Kleidung zu geben
oder auch eine Tür zu öffnen, um eine zerbrochene Beziehung zu heilen,
vielleicht möchte Er auch, dass du eine andere Person in deren Berufung
zur Seite stehst. Es könnte aber auch eine Million anderer Möglichkeiten
sein.
Eine Stimme, die zu ignorieren wir gelehrt wurden
Die Welt amüsiert sich über die Vorstellung, dass Gott auch heute
noch zu einzelnen Menschen spricht. Einige durchaus gutmeinende Gläubige
tun dies ebenfalls. Und man kann ihnen das noch nicht einmal übel
nehmen. Jeder von uns kennt wahrscheinlich eine Reihe von Menschen, die
absurde oder gar destruktive Dinge getan haben, immer in der Behauptung,
Gott hätte es ihnen so befohlen. All das reicht aus, um die
Vorstellung, auf Gottes Stimme zu hören, in einem schlechten Licht zu
betrachten. Aber nur weil manche Menschen Falschgeld in Umlauf bringen,
hören wir doch auch nicht auf, echte Scheine zu verwenden.
Im Kern unseres Lebens mit Jesus liegt die Freiheit, Ihn zu hören und
Ihm zu folgen. Paulus erklärte den Römern, dass es in diesem Leben
nicht mehr darum ginge, Regeln zu befolgen, sondern Jesus nachzufolgen.
„Aber jetzt seid ihr frei von der Sünde und dient Gott als seine
Knechte. Daraus ergibt sich, dass ihr tut, was Gott gefällt und er euch
das ewige Leben schenkt.“ (Römer 6:22) Oder auch so ausgedrückt: Nun, da
ihr herausgefunden habt, dass ihr nicht mehr auf die Sünde hören müsst,
die euch sagt, was ihr tun sollt, sondern entdeckt habt, welche Freude
es bereitet, auf Gott zu hören, der es euch sagt – welch eine
Überraschung! Ein vollständiges, geheiltes, wiederhergestelltes Leben,
jetzt und hier und noch viel mehr Leben in der Zukunft.
Zu lernen, unseren Tag mit Gott in unserem Denken zu bestehen, ist
keine modifizierte, nur-für-spezielle-Leute-Option eines Lebens in
Christus. Nein, es ist die nackte Basis-Version des Lebens, das Jesus
für uns erkauft hat. Er will, dass du lernst, jede Situation, jede
Herausforderung mit Seiner Weisheit und Seinem Herzen zu überdenken und
zu bewältigen, indem du Seinen Ansporn erkennst und Ihm folgst. Das Neue
Testament erinnert uns wieder und wieder daran, dass jeder Einzelne von
uns Ihn erkennen kann, sodass wir nicht darauf warten müssen, dass uns
jemand anderes sagt, was wir tun sollen oder für uns entscheidet, was
wahr ist oder falsch. (Johannes 16:13, Hebräer 8:11, 1. Johannes 2:20 +
27)
Was tut Er in dir? Was möchte Er heute von dir? Fast alles, in dem
ich gegenwärtig engagiert bin als ein Teil von Gottes Leben in mir, ist
das Resultat einfacher Handlungen, zu denen, nach meinem Empfinden, Gott
mich in früheren Jahren aufgefordert hatte. Manche von ihnen waren so
kleine Gesten wie ein Telefonanruf, Übernahme freiwilliger Aufgaben an
der Schule, in die meine Tochter ging, Zeit für die Festigung von
Beziehungen zu reservieren oder auch die Entscheidung, einem Konflikt
mit einem Mitchristen aus dem Weg zu gehen, wo ich selbst lieber
gekämpft hätte. Jede Wahl, die ich getroffen habe, setzte eine
Kettenreaktion in Gang, die Türen öffnete, die mich verblüfften. Zu
keiner Zeit konnte ich auch nur im Ungefähren voraussehen, wie all diese
Dinge sich entwickeln würden, doch ich bin erstaunt, was sich durch
einfachsten Gehorsam entfalten kann.
Eine wachsende Überzeugung
Ich möchte nicht, dass sich jemand falsche Vorstellungen macht. Ich
setze mich nicht jeden Morgen hin und höre, wie Gott mir sagt, ich soll
dies oder jenes tun. So ist es nicht zu verstehen. Meistens spricht Gott
zu mir durch eine wachsende Überzeugung in meinem Herzen über einen
bestimmten Zeitraum hinweg. Wie jeder andere auch, habe ich flüchtige
Gedanken und Wünsche, die anfangs wie die Seinen klingen, sich jedoch
bald als von mir selbst und nicht von Ihm kommend herausstellen. Wie
lerne ich nun, zu unterscheiden?
Gib dem Ganzen Zeit. Wenn es nicht ein spontaner Impuls ist, passend
zur momentanen Gelegenheit, wie z. B. mit jemandem im Zug, Bus oder
Flugzeug zu sprechen, lasse ich es für einige Tage ruhen. Da ich
regelmäßig Zeit mit Jesus verbringe und meine Sinne mit dem Lesen der
Bibel und den Einsichten anderer Glaubenden reifen lasse, habe ich
herausgefunden, dass Gottes Führung mit der Zeit zunehmend klar wird.
Diese wachsende Beziehung führt dazu, dass Seine Stimme sich von den
Ablenkungen und Sorgen weltlicher Lebensweise abhebt und sie übertönt.
Auch messe ich alles, was ich vernehme, an dem Inhalt und Geist der
Heiligen Schrift. Ist das Gehörte in Übereinstimmung mit Gottes
Offenbarung Seiner selbst und Seiner Handlungsweise?
Ich vertraue nie auf das, was meine Ängste am einfachsten beantworten
würde. Jesus warnte uns in Matthäus 6, dass eine wachsende Flut von
Ängsten uns der Freiheit berauben würde, in Königreich-Dimensionen zu
denken. Er erinnerte uns, dass nur durch unser Vertrauen auf Gottes
Versorgung für uns, wir ausreichend Frieden hätten, um Seine Wege zu
erkennen.
Ich höre nicht auf Schuldgedanken. Schuld treibt uns von Gottes
Weisheit fort. Viel zu viele Menschen denken, sie werden nur dann von
Gott geführt, wenn sie endlich der einen oder anderen Versuchung nicht
mehr nachgeben oder sich disziplinierter verhalten. Doch sie zäumen das
Pferd von hinten auf. Wir können unser Fleisch nicht Gottes Wegen
unterordnen, doch können wir von Ihm geführt werden, bis unser Fleisch
von Seiner Gegenwart und Einsicht ersetzt worden ist.
Es ist zudem hilfreich, wenn wir die Tyrannei unserer eigenen Planung
loslassen. Wir alle haben Dinge, von denen wir möchten, dass Jesus sie
in unserem Leben bewirkt und wir wissen auch schon, wie wir es
ausgeführt sehen möchten. Doch unsere Vorstellung, dass wir am besten
wissen, wie wir dort hingelangen, wird uns schlicht daran hindern, die
Dinge so zu tun, wie er es für uns vorgesehen hat. Er ist derjenige, der
uns gelehrt hat, dass wir vorwärtskommen, indem wir dienen und dass der
Erste in der Reihe am Ende gefunden werden wird. Je mehr du darauf
vertraust, dass Er auf Seine Weise Seine Bestimmung für dein Leben in
dir erfüllen wird, desto einfacher wird es sein zu erkennen, wie Er dies
bewirkt.
Lass dich nicht von einem Gefühl der Unzulänglichkeit an deiner
Nachfolge hindern. Dein natürlicher Verstand wird nicht immer in der
Lage sein, alles hinreichend zu erklären. Du wirst dich möglicherweise
nicht ausreichend qualifiziert fühlen zu tun, was Er von dir verlangt,
doch Er wird mit dir gehen und dir die zur Ausführung benötigte Kraft
geben. Allerdings erlebst du das nur, wenn du Ihm weit genug folgst, um
das Wirken Seiner Hand durch dich zu erkennen.
Und ja, du wirst auf deinem Weg einige Fehler machen; niemand, der
diesen Weg geht, kann sie vermeiden. Ich jedenfalls habe in meinen
jüngeren Jahren genügend davon gemacht und bin auch heute weit davon
entfernt, vollkommen zu sein. Doch zu lernen Ihm nachzufolgen,
resultiert nicht weniger aus unseren Fehlern als aus den Dingen, die wir
richtig machen. Erfahrung ist ein wertvolles Werkzeug in den Händen des
Geist Gottes.
Sei zudem immer misstrauisch, wenn du denkst, Gott fordert dich auf,
jemand anderen dazu zu bringen, etwas zu tun. Gott wird dich dazu
führen, dass du Ihm folgst, nicht, dass du anstatt dessen andere dazu
veranlasst. Wenn Gott dich auffordert, Ihm zu folgen, liegt es bei dir,
das Risiko auf dich zu nehmen und den Preis zu bezahlen – und nicht bei
einer anderen Person. Obgleich er uns gebrauchen mag, um zu bestätigen,
was Er einer bestimmten Person bereits mitgeteilt hat, ist es nicht
unsere Aufgabe, andere zu manipulieren, damit sie dem treu sind, was Er
in uns wirkt.
Jetzt bist du an der Reihe
Nur wenige Wochen vergehen, ohne dass ich von unglaublichen Dingen
höre, die Gott in Menschen bewirkt – einfach nur deshalb, weil sie sich
bewusst entschieden haben, dem zu folgen, was Gott ihnen aufs Herz
gelegt hat. Eine Frau schrieb mir in der vergangenen Woche, wie Gott sie
gerade aus ihren geistlichen Fesseln herausbringt, die das Resultat
anhaltenden Missbrauchs durch ihre Eltern sind – nur indem sie tat, was
Er von ihr verlangt hatte. Gott hatte ihr ganz einfache Schritte
vorgegeben, doch wie viel Freiheit Er durch diese in das Leben dieser
Frau hineinwirkt, ist staunenswert.
Ich kenne Menschen, die sich heute in der Liebe Jesu um aidserkrankte
Menschen kümmern, allein weil Gott eine einzelne Frau einst
aufforderte, zu ihrem homosexuellen Ex-Ehemann zurückzukehren und ihn
bis zu seinem Tode zu pflegen, als in seinem Körper dieser schreckliche
Virus ausbrach.
Ich kenne einen heterosexuellen Mann, der in einem überwiegend
homosexuellen Chor mitsingt, nur weil Gott ihn aufgefordert hatte, den
anderen Chormitgliedern Gottes Liebe zu demonstrieren. Ich habe rund um
den Globus viele Menschen kennengelernt, die erstaunliche Wege gefunden
haben, neutestamentliche Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen, einfach
nur dadurch, dass sie gemeinsam Gott gehorchen und Seiner Stimme folgen.
Ich kenne tiefe, Leben verändernde Beziehungen, die damit begannen,
dass jemand als Antwort auf Gottes Führung einen Telefonhörer zur Hand
nahm oder einer Person einen Besuch abgestattet hat.
All diese Dinge, und die Frucht, die sie getragen haben, hatten ihren
Ursprung in unglaublich kleinen Entscheidungen, als Teil dessen, was
Gott in die Herzen dieser Menschen gelegt hatte. Es ist beeindruckend,
was sich in unserem Leben entfaltet, wenn wir bereit sind, den
wachsenden Überzeugungen unseres Herzens zu gehorchen.
Was hat Er in deines gelegt? Nimm dir Zeit, Ihn in aller Schlichtheit
zu fragen, ob du vielleicht deine Sicht darauf verloren hast. Wenn du
darüber nicht gleich Klarheit gewinnst, sei nicht entmutigt. Momentan
möchte Er vielleicht nur dich als Person und weniger, dass du etwas
tust. Bleibe einfach nur weiterhin ganz nah bei Ihm und während sich
deine Beziehung zu Ihm vertieft, sei aufmerksam für die Dinge, die Er
dir deutlich werden lässt.
Dann tue sie.
Es mag etwas sein, das klein und unbedeutend erscheint, kaum deiner
Zeit oder Aufmerksamkeit wert. Doch bevor du nicht den nächsten Schritt
machst, den Jesus vor dir ausgelegt hat, wirst du niemals erfahren, was
es bedeutet, Ihm zu folgen oder die Herrlichkeit kennenlernen, die Er
mit dir teilen möchte. Du weißt einfach nie, wohin ein kleiner Schritt
im Gehorsam führen wird.
Das Völkchen von Fairlie
Während dieses Sommers besuchten Sara und ich Gläubige in
verschiedenen Gegenden von Neuseeland. Hier ist eine unglaubliche
Geschichte, die aufzeigt was passiert, wenn eine Gruppe von Menschen
einfach nur befolgt, was Jesus ihnen aufs Herz gelegt hat. Natürlich
führt Er nicht jeden Menschen auf dieselbe Weise, aber es ist einfach
liebenswert, wie diese Gruppe fähig war, gemeinsam Seiner Führung zu
folgen.
Fairlie ist ein kleines Farmerstädtchen im Zentrum von Neuseelands
Südinsel. Während der vergangenen zwei Jahre hatte ich immer wieder
Berichte über einige Gläubige gehört, die Gott dazu geführt hatte, von
der religiösen Struktur loszulassen, die in ihrem Leben, als Leib
Christi in dieser Region der Erde, einen großen Anteil gewonnen hatte.
Es war das Jahr 1986, als einige Leiter dieser Gemeinde spürten, dass
Gott sie aufforderte, eben diese Strukturen aufzugeben, die ihr
gemeinschaftliches Leben einschränkten, was nicht nur die Institution
als solche, sondern auch das Gebäude, in dem sie sich versammelten, mit
einschloss. Nach Wochen des anhaltenden gemeinsamen Gebets und
Überdenkens der vor ihnen liegenden Schritte beschloss die Gemeinde
einstimmig, dass es genau das war, was Gott zu ihnen gesprochen hatte.
Sie kamen überein, alles abzugeben und Gott ihre Führung zu
überlassen. Das Gebäude, in dem sie ihre Zusammenkünfte abhielten, war
ziemlich alt. Und nachdem sie alle Einrichtungsgegenstände, die noch von
irgendeinem Wert waren, an öffentliche Einrichtungen der Gegend
gespendet hatten, boten sie der örtlichen Feuerwehr das Gebäude für eine
Brandübung an.
Die Nachbarn lehnten das Ansinnen, so nah an ihren Häusern ein Objekt
dieser Größe in Brand zu setzen jedoch ab, was zum Entschluss führte,
das Gebäude abzureißen. Die Gemeindemitglieder nahmen einige verbliebene
Gegenstände, wie z. B. die Behälter für das Opfergeld, hinaus ins
offene Gelände und verbrannten sie dort. Einige Tage später gingen
einige Brüder der Gemeinde mit Kettensägen ans Werk. Als sie den
Hauptversammlungssaal betraten, berieten sie, wo sie anfangen sollten.
Sie sahen einander an und im nächsten Moment sagten sie einstimmig: „Die
Kanzel!“ Mit Genuss sägten sie die Kanzel entzwei, sägten weiter quer
über das Podium und am Ende hatten sie das komplette Gebäude demontiert
und die Überreste zum Schuttplatz gefahren.
Sara und ich lachten und schüttelten unsere Köpfe in Erstaunen, als
uns bei einem Treffen mit etwa zwei Dutzend dieser Leute die Geschichte
erzählt wurde. Sie hatten all dies nicht leichtfertig oder in Wut „auf
das System“ getan. Aber in ihnen war einfach das Empfinden gewachsen,
dass diese Dinge in der Art ihrer Verwendung zu einer Beleidigung Gottes
geworden waren und Er es wünschte, dass sie sich von ihnen losmachten.
Sie hatten zu keinem Zeitpunkt anderen Menschen gesagt, sie müssten das
Gleiche tun, sondern waren einfach losgezogen und lernten, der Leib
Christi zu sein, ohne die Fallen der Institutionalisierung. Nachdem sie
das Gebäude entsorgt hatten, erlebten sie, wie sich einige ausgesprochen
erstaunliche Türen öffneten in dem Städtchen, in dem sie lebten. Einer
der Ortsansässigen ging kurz nach diesen Ereignissen auf einen der
ehemaligen Leiter zu und sprach ihn an mit den Worten: „Ich habe das
Gefühl, dass ich jetzt wirklich mit Ihnen reden kann.“ Diese Gemeinde
war vollkommen ahnungslos gewesen, wie sehr ihr „Gepäck“, ihre
Strukturen, genau die Menschen angewidert hatte, die sie im Auftrag
Gottes erreichen wollten.
In den vergangenen, nunmehr fast zwanzig Jahren sind sie als
Gemeinschaft in Gottes Lebendigkeit aufgeblüht und in dieser Stadt alle
miteinander wunderbar gediehen. Es ist nicht einfach gewesen, auch nicht
ohne Herausforderungen, doch viele von ihnen berichten davon, wie sie
anfingen wirklich in ihrer Beziehung zu Gott zu wachsen, als sie die
Krücke, zu der ihre Institution geworden war, weggeworfen hatten.
Nachdem für sie nun nicht mehr alles auf lange Sicht fest geplant war,
mussten Sie wieder auf die Stimme Gottes hören und die Dinge tun, die Er
ihnen aufs Herz legte. Heute sind sie Menschen, die in Frieden mit Gott
leben, in Gemeinschaft miteinander und für Ungläubige in einer Weise
zugänglich, wie sie es nie waren, als sie sich noch mit der Erhaltung
ihrer Strukturen beschäftigten. Selbst die, die damals noch Kinder
waren, haben diese Unkompliziertheit in ihrem Leben mit Gott und die
daraus resultierende Liebe füreinander beibehalten. Welch wunderbare
Schlichtheit und welch unglaubliches Leben, das sie anfingen,
miteinander zu teilen!
In der Gegend, in der sie leben, nennt man sie liebevoll auch „das
Völkchen“. Die gesamte Bevölkerung dieses Landstriches weiß von der
Christengemeinde, die ihr Gebäude niederriss und aufhörte, sich einmal
wöchentlich zu einer festen Zeit zusammenzufinden. Man weiß auch, dass
diese Menschen hernach als Gläubige voller Leidenschaft und Feuer
weiterlebten. Ohne eine Maschinerie, die am Laufen gehalten werden
musste, waren sie freier geworden, sich um Familien und Nachbarn zu
kümmern und Bedürftigen zu helfen.
„Ein Weizenkorn, das nicht in den Boden kommt und stirbt, kann keine
Frucht bringen, sondern bleibt ein einzelnes Korn. In der Erde aber
keimt es und bringt viel Frucht, obwohl es selbst dabei stirbt. Wer sein
Leben über alles liebt, der wird es verlieren. Wer aber bereit ist,
sein Leben vorbehaltlos für Gott einzusetzen, wird es für alle Ewigkeit
erhalten.“ (Johannes 12:24-25)
Solange wir an Dingen festhalten, die wir vermeintlich erhalten
müssen, werden wir an Gottes unglaublichen Türen vorbeigehen, die Er
täglich für uns öffnet, indem wir einfach nur in Ihm leben und Seinen
Wegen folgen. Wahres Leben liegt im Loslassen, nicht im Festhalten,
während wir folgen, wohin Gott uns führt.
Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt.
Originaltitel: What is God Asking of You?©2004 Wayne Jacobsen, Lifestream Ministries, All Rights Reserved.
Website: www.lifestream.org
Die Rechte an dieser Übersetzung liegen bei der Übersetzerin:
©2007 Gabriele Kohlmann, www.soulfood4u.de
Hinweis zum Copyright: Vorstehender Artikel darf in
seiner Gesamtheit zu nicht-kommerziellen Zwecken per Email oder in
schriftlicher Form weitergegeben und auf der eigenen Website
veröffentlicht werden. Voraussetzung hierfür ist, dass keine Inhalte
verändert werden und Copyright-Hinweise und Quellen-Angaben,
einschließlich dieser Fußnote, vollständig erhalten bleiben. Wichtig:
Die Erlaubnis für eine Veröffentlichung auf der eigenen Website ist
zwingend an den Erhalt der Verlinkungen sowohl zu den Originalquellen
als auch zu „www.soulfood4u.de“ gebunden. Die Entfernung von aktiven Links ist nicht erlaubt!
Liebe Grüsse und Dank an: „p4jesus.wordpress.com„