Mittwoch, 13. April 2011

Das Alte verlassen um Neues zu wagen.

Seit Monaten gehe ich nicht mehr in den Sonntag Morgen Gottesdienst meiner Freikirche. Warum? Falle ich vom Glauben ab?
Nein, aber ich will Gemeinde im Alltag leben und habe trotz langer Zugehörigkeit kaum Alltagskontakte.
Das liegt sicher in einem großen Maße auch an mir, aber auch an den eingefahrenen Gemeindestrukturen.

Wir gehören einem Dachverband an, der die vollzeitlichen Leiter ausbildet und ordiniert.
Auch wenn wir als Leiterkreis meiner Gemeinde, die alleinige Pastorenleitung in den letzten Jahren immer mehr in einen gleichberechtigten Kreis von Leitern umgewandelt haben, haben wir doch noch viele alte Merkmale eines unpersönlichen Gottesdienstes beibehalten. Wir wissen es nicht besser. Wir leben in frommen, traditionellen Formen.

Schon vor Jahren wurde mir deutlich, dass ich in meinen inneren Vorstellungen, anders dachte als meine Freunde im Leitungskreis. Unser damaliger Pastor wollte, das der Leitungskreis ein Arbeitskreis ist und kein Freundeskreis mit Hauskreischarakter. Er änderte zwar seine Haltung, Stück für Stück, aber die viele Arbeit verhinderte es immer wieder, dass wir viel Zeit vor Gott im Gebet und gemeinsamen Bibelstudium verbrachten. Wir hatten dann tiefe Zeiten mit Gott und miteinander, wo wir aus unseren eingefahrenen Wegen ausbrachen und Gott dringlich suchten. Für diese punktuellen Durchbrüche bin ich immer noch sehr dankbar.

Nun habe ich erkannt, so lange ich das alte System, dass den Schwerpunkt auf den Sonntag Gottesdienst legt, besuche, aus welchen Gründen auch immer, werde ich mich nicht aktiv um eine Hausgemeinde bemühen. Ich bin da bequem und etwas müde geworden.

Der Männerkreis, von dem ich geschrieben habe, zeigt mir ja, wie wichtig die ehrliche, aufrichtige Beziehung zueinander ist und Gemeinde möchte ich die ganze Woche leben. Um auszubrechen und Neues zu wagen brauche ich Freunde.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Lothar,

nach allem, was ich über Hauskirchen weiß (und ich war sogar schon auf einem Seminar von Wolfgang Simson), wird der Begriff in Deutschland missbraucht. Eigentliche Hausgemeinden im Ausland, und auch im NT, existieren als Hausgemeinden, weil das ihre einzige Versammlungs-Möglichkeit ist, womöglich im Geheimen. Und Hausgemeinde heißt auch nicht unbedingt "Mini-Gemeinde", sondern kann Hunderte von Mitgliedern haben.

Du schreibst von engsten Freunden, mit denen Du "Gemeinde lebst". Ist das nun Hören auf Gott? Mir kommt es eher egoistisch vor - oder anders gesagt: übertrieben individualistisch, und damit passt es perfekt zum Zeitgeist - der oft im Gegensatz zu Gottes Geist steht.

Kirchen und Gemeinden sind weiß Gott genug gespalten. Ich weiß nicht, warum es immer noch weitere "Sondergemeinschaften" braucht. Ich weiß nicht, warum man nicht mit seinen Freunden "Gemeinde leben" kann (oder auch einen "Sonderauftrag" ausführen kann, der einem auf dem Herzen liegt, wie ein Werk oder eine Mission) - ohne deswegen seine Kirchengemeinde links liegen zu lassen.

Man will sich nichts sagen lassen, so kommt es mir oft vor, man trifft sich nur mit Leuten, die einem angenehm sind, auf derselben Wellenlinie liegen, einer Meinung sind.

Ich jedenfalls fühle mich verlassen und verraten von den vielen Leuten, die die Gemeinde verlassen haben, oft genug aus (Un-)Lust, weil sie sich lieber über Dinge, die sie vermissen, beklagen, anstatt dass sie sich selbst einbringen, zunehmend auch Leute, die immer mehr online leben anstatt Live-Kontakte (im Gottesdienst, wenn sie denn kommen, brauchen sie Laptop oder Smartphone), und auch Leute, die an ihren ganz privaten (Zeitgeist-)Sonderlehren festhalten wollen, etwa, dass die Ehe überflüssig wäre. Aber das passt ins Gesamtbild für mich: Unverbindlichkeit wird heutzutage großgeschrieben.

Ja, ich finde, Du hast recht, Leiter haben oft zu wenig Zeit, zu viel um die Ohren. Aber das trifft genauso auf Leute zu, die vor lauter Multimedia immer Angst haben, etwas zu verpassen und dauernd online sein müssen. Kommen wir Gott näher, indem wir uns über "jeden Wind der Lehre" auf dem Laufenden halten? "Des vielen Büchermachens ist ja kein Ende" - off- wie online. Ich liebe auch Informationen, aber selbsternannte Durchblicker, die sich mit ihren "wichtigen Lehren" überschlagen, übertrumpfen und selbst überholen, weniger. Und eine Datenverarbeitungsmaschine - wie scheinbar so mancher in der "Blogosphäre" in "Facebook" und Co. (wo er sich oft nur selbst feiert) - bin ich nicht.

Gemeinde war für mich echt mal ein Stück Familie, aber davon ist nicht mehr viel übrig, weil jeder in eine andere Richtung davonläuft und die Leute sowieso immer weniger Zeit haben. Zu viele Medien. Zu viele Medien, bei denen man alleine vor einem Bildschirm sitzt, glaube ich.

Beste Grüße,

Marco